Hilfe tut Not!
Not und Armut in Deutschland wachsen. Sah die Gesellschaft zu lange weg?
Die Hauptstadt steht wirtschaftlich immer noch gut da. Doch in Berlin boomt auch die Generation Armut. Fast jeder dritte Berliner Jugendliche lebt an der Armutsgrenze, die Altersarmut steigt überdurchschnittlich. Eine halbe Million Berliner drohen in die Armut abzurutschen. Die meisten leben in Neukölln (27,4 Prozent), die wenigsten in Steglitz-Zehlendorf (11,1 Prozent).
„Für Berlin liegt die Armutsgefährdungsschwelle bei 1.004 Euro, die Armutsschwelle für einen Einpersonenhaushalt bei 837 Euro und die Schwelle für strenge Armut bei 669 Euro.“ Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg)
Das Armutsrisiko in Berlin ist höher als in anderen Teilen der Bundesrepublik. Die Zahl der einkommensschwachen Haushalte wächst stetig an. Medien wie Politik bestätigen einmütig: die Schere zwischen Arm und Reich klafft weit auseinander. So kann ein soziales Miteinander nicht gelingen!
Neueste Zahlen kursieren. Geschätzt gibt es 3.000 und 6.000 Obdachlose und weit über 10.000 Wohnungslose. Wer mit offenen Augen durch die Stadt fährt, erkennt das enorme Anwachsen der schlafenden Menschen unter Brücken, in Hauseingängen, U-Bahn-Schächten und in Parkanlagen.
Besonders Alleinerziehende, Familien mit Migrationshintergrund und kinderreiche Familien stehen enormen finanziellen Belastungen gegenüber. Größtes Hindernis sind die steigenden Mieten und die hohen weiter steigenden Lebensmittel. So lebt jedes fünfte Kind in der Region von Bürgergeld. Wir erleben nicht nur materielle und krankheitsbedingte Armut, sondern auch emotionale und soziale Armut. (@Meks)
Die ehemalige gute soziale Mischung verschlechtert sich, trotz Milieuschutz, Mietpreisbremse und Ankauf von Sozialwohnungen. Eine Verfestigung des sozialen Ungleichgewichts innerhalb Berlins muss auf lange Sicht verhindert werden. Besonders in der Bildung wie beim Wohnen müssen Senat und Bundespolitik mehr zur Armutsbekämpfung tun. Eine der größten Aufgaben der Landesregierung dürfte der Kampf gegen eine weitere Gentrifizierung, also gegen soziale Verdrängung durch steigende Mieten sein.
Zig Ehrenamtliche und Träger der Wohlfahrtsverbände sowie der großen Kirchen kämpfen unter größten Mühen und finanziellen Anstrengungen gegen Armut und Obdachlosigkeit. Vielerorts wird zu Spenden aufgerufen, um wenigstens Leid zu lindern. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona Pandemie hat die Situation der Menschen massivst verschärft. Der enorme Bedarf an Kleidung, Nahrung, medizinischer und sozialer Betreuung spiegelt sich nicht mehr in den genehmigten Budgets durch den Senat wider. Mieten und kommunale Gebühren steigen gerade in den Brennpunktbezirken. Angemietete Flächen reichen nicht mehr aus.
Es geht nicht nur um arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen, es geht auch um seit Jahren ausstehende arbeitsmarktpolitische Maßnahmen für über eine Million Langzeitarbeitslose und die daraus resultierende Not mitten unter uns. Es geht nicht nur um Wohnungen für Flüchtlinge, es geht um massenhaft fehlenden bezahlbaren Wohnraum für einkommensschwache Haushalte. Möglicherweise haben die vielen Flüchtlinge, die bei uns Hilfe suchen, uns erst die Augen geöffnet für all das, was in Deutschland um uns herum an Not und Armut gewachsen ist. Man hatte weggeschaut.
Den großen Kirchen fällt häufig die Aufgabe eines „Armutsbeauftragten“ zu. Aber ist Armut ein durch Erziehung und Beratung zu lösendes Problem? Oder fehlen den staatlichen Strukturen nur das nötige Kleingeld und der notwendige Wille endlich zu helfen?
Wird Armut als individuell zu bearbeitendes Problem konzipiert, kann dies ein Verständnis von Armut als selbstverschuldetem Scheitern befördern und riskiert damit die Stigmatisierung der betroffenen Menschen. Die Prekarisierung kompletter familiärer Lebenslagen und die daraus folgende Einschränkung der Lebensbedingungen sind eine kaum bestreitbare Tatsache.
Eine Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht.
Forderungen: Bessere notwendige finanzielle Ausstattung der Träger für die existenzielle Grundversorgung auch unter dem notwendigen Aspekt der Armutsbekämpfung.
Weg mit der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel.
Mietpreisbremsen und Energiepreisbremse sowie forcierten sozialen Wohnungsbau.
Kindergrundsicherung sowie Ausbau der Familienhilfe.
Sie können uns unterstützen:
Diakoniewerk Simeon gGmbH
Kennwort: Armut eine Stimme geben!
IBAN: DE90 3506 0190 0000 0300 07
BIC: GENODED1DKD
Kreditinstitut: KD-BANK (Bank für Kirche und Diakonie)
Auf Wunsch werden Spendenquittungen und Nachweise erstellt
@Thomas de Vachroi
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