Resümee aus der Flüchtlingsarbeit………………
Wenn ich ein Resümee nach 4 Monaten ziehen darf, so war das eine aufregende und große Herausforderung eine solche Einrichtung gemeinsam mit dem Team aufzubauen. Der Charakter des Hauses ist wahrscheinlich für einige Bürger gewöhnungsbedürftig und schwimmt in seinen Grenzen zur angeblichen Normalität des deutschen Befindens. Die Zeiten haben sich geändert und manchmal ist es notwendig sich selbst zu ändern.
Jeder Tag verläuft anders und nicht in Bahnen der Routine. Menschen zu beherbergen die vor Krieg, Hunger und wirtschaftlichen Elend geflohen sind, werden mit „deutschen Normen“ konfrontiert und sind teilweise nicht in der Lage diese zu verstehen bzw. auch zu leben. Dieser Weg der Integration wird noch sehr lange anhalten.
Unser Verständnis und die daraus folgenden emotionalen Ausbrüche von Helfern und Mitarbeitern sind neu und stoßen bei uns als Bürger auf Verwirrung. All das unter „Kontrolle“ zu halten ist eine Mammutaufgabe, die nur gemeinsam gelöst werden kann und niemals gegeneinander.
Menschen in Deutschland „fahren“ ihre gelernten Muster und jede Abweichung kostet Nerven und Zeit und führt manchmal zu Veränderungen im Verhalten die vermeidbar wären, wenn man sich darüber austauscht. Verbesserungen in Strukturen sind immer notwendig und auch ich muss ständig umdenken-Lernprozesse eines nicht alltäglichen „Geschäfts“.
Ich nehme die Erfahrung aus meinem Auftrag mit in die neuen Projekte und bin Dankbar dafür. Es ist nicht meine Aufgabe zu urteilen, ob Menschen hier verbleiben dürfen, oder nicht. Für mich zählt in erster Linie der Mensch. Das mag jetzt nach Sozialromantik klingen, aber es ist die Aufgabe der Nächstenliebe und das ist harte Arbeit. Die Zeit, die man damit verbringt, ist mit Geld nicht aufzuwerten. Entweder man entschließt sich zu so einem Schritt, oder man verbleibt in seinem Alltag der Routine stecken.
Niemand der Mitarbeiter, -und Helferschaft im Haus hat nur erahnen können, was auf einen zukommt. Die Auswirkungen dieser emotionalen Achterbahn sind nicht immer vorhersehbar und man merkt es einfach auch an dem Zulauf zu Psychologen und Therapeuten. Dinge, die wir als normal betrachten, sind plötzlich außer Kraft gesetzt und es erfordert höchste Anstrengung dieses Wissen zu vermitteln. Wie sich einmal diese „Wucht“ der Unterschiede Bahnen bricht, kann kaum einer vermuten. Menschen versuchen Auswege zu finden sowie Rückschläge oder Frust zu verarbeiten.
Hier sollte und muss noch einmal neu nachgedacht werden. Wo liegen Stärken und Schwächen? Auch Schwächen können Stärken sein. Solange sich aber Regierungen nicht in die tatsächliche Realität einbringen, solange wird ein Nebelschleier über dieser Flüchtlingspolitik liegen.
Ich wünsche Ihnen allen auf jeden Fall ein erfolgreiches Jahr 2016 mit Kraft, Gesundheit und Zuversicht.
Thomas de Vachroi
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