Wohnzimmeridylle mitten im Großstadtgetriebe – der Rüdesheimer Platz zu Berlin!
Da gibt es den Rüdesheimer Platz mitten in Berlin – eine Idylle ganz besonderer Art.
Der Platz wurde um 1905 von Georg Haberland, angeregt durch die reformerischen Ideen aus der englischen Architektur, unter rein ästhetischen Aspekten geplant.
Die Wohnsiedlung gilt als vorbildliche Frühform aufgelockerter Bauweise im Grünen – die um 1910 im englischen Landhausstil errichteten Wohnhäuser prägen den gesamten Stadtplatz mit ihren glanzvollen Fassaden, Giebeln und den prächtigen Vorgärten, den sogenannten “Gartenterrassen”.
Die Straßen sind nach Städten und Orten aus dem Rheingau-Taunus-Kreis im Bundesland Hessen benannt. Seit 1972 besteht eine Patenschaft des damaligen Bezirks Wilmersdorf mit dem Landkreis Rheingau-Taunus. Zur Partnerschaft gehört auch seit 1984 der Weinberg im Stadion Wilmersdorf mit Rebstöcken aus dem Rheingau-Taunus (je 100 Reben der Sorten Riesling und Ehrenfelder), aus denen die Winzer die Wilmersdorfer Rheingauperle keltern. Die erste Ernte war im Herbst 1986.
Zitat: ” Seit nunmehr 1967 gibt es in den Sommermonaten auf dem Rüdesheimer Platz im Rheingau-Viertel den “Rheingauer-Weinbrunnen”, auf dem Wein und Sekte aus dem Landkreis Rheingau-Taunus angeboten werden, der 1972 eine Patenschaft für den Bezirk Wilmersdorf übernahm, die 1991 in eine Partnerschaft erweitert wurde. In den 80er Jahren übernahmen Winzer aus dem Rheingau-Taunus den Weinbrunnen. Seit einigen Jahren wechseln sich verschiedene Weingüter in der Betreuung des Weinbrunnens ab: Franz-Josef Hirschmann wurde 2005 abgelöst von Adam Basting aus Winkel, Ferdinand Abel aus Oestrich und Wilhelm Nikolai aus Erbach.
Im Beisein von Judith Stückler, (Bezirksvorsteherin), sowie der kommunalpolitischen Verantwortlichen und dem ehemaligen Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann eröffnete am 13.05.2018 um 15.00 Uhr die Weinbrunnensaison am Rüdesheimer Platz. Drei Winzer buhlen wieder um die Gunst der verwöhnten Berliner Gaumen und so wechseln sich die drei mit verschiedenen Weinsorten, nach strengen Vorgaben und dem Reglement durch die Bezirksverantwortlichen, mit der Bewirtung der Gäste ab.
Punkt 15.00 Uhr öffnete der “Rheingauer Weinbrunnen” auf dem Rüdesheimer Platz und schon weit vor der regulären Öffnungszeit strömten die Menschen, bepackt mit verschiedenen Leckereien, herbei, um die Tische, Stühle und Bänke vor dem Ausschank einzunehmen. Es wurde gestritten und verbale Gewalt ausgeübt, um die begehrten Plätze auch wirklich zu sichern!
Tischdecken aus feinsten Linnen fanden Platz auf den Biertischen, Geschirr aus Porzellan, edles Besteck gehörten ebenfalls dazu sowie Dekoration in Hülle und Fülle.
Selbst silberne Kerzenleuchter wurden aus den Taschen gezaubert, um so romantisch wie möglich den Nachmittag mit erlesenem Weine zu gestalten und auskosten zu können – mittlerweile schon stille Wettbewerbe, wer den schönsten Tisch eingedeckt hat! Schnell rannte man auch noch in den Blumenladen, um die Dekoration zum krönenden Abschluß zu führen! Samt mitgebrachter Vase wurde der üppige Strauß wirkungsvoll platziert!
Eine Besucherin erzählte mir, dass es das zweite Wohnzimmer für sie ist. Sie begrüßte herzlichst die Nachbarin, aber zudem auch Gäste aus dem Norden von Berlin.
Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: Es ist, als ob die Zeit stehengeblieben ist! Der große Zille wäre hier bestimmt gern Gast und Zeichner gewesen!
Schlag 15.00 Uhr ging es laut und lustig zu – hoch geht es her, wenn die Weine dann flaschenweise verkauft werden!
Selbst die Parkbänke wurden jetzt als Tische genutzt und alles findet im Schatten der riesigen Statue von “Siegfried dem Rosslenker” statt!
Das Wetter spielte herrlich mit, auch wenn unter den Bäumen das Sitzen nicht unbedingt alle begeistert!
Neugierige Blicke gingen gelegentlich nach oben, wo Spinnen und Mücken munter ihre Spielchen treiben, und sogar die Schmetterlinge beobachteten aufgeregt den Trubel der Menschen mitten im Grünen!
Das Alter der hier Versammelten schwankte von 1 bis 100 Jahre!
Berühmtheit bekam der Platz im Jahr 2015 durch die New York Times, die diesen Platz zu einem der 12 schönsten weltweit erklärt hat.
Als ich eine Besucherin darauf ansprach, lacht sie herzlichst und sagt im breiten Berlinerisch …..” det is doch bekloppt, noch keen Ami war hier, de meisten sinn sowieso Franzmänner und Italiener, aber keene Amis! Hier sauft mer Wein un keen Bier!”
Im Lärm der Großstadt eine Oase der gediegenen Geselligkeit, die noch das Miteinander pflegt, wo man getrost die Seele baumeln lassen kann und mit einem guten Tropfen wieder ganz zu sich selber findet – wahrlich ein Kleinod der Gemütlichkeit!
Öffnungszeiten: 15.00 Uhr bis 22.00 Uhr
in diesem Jahr endet die Saison am 09. September, also 103 Schanktage und fröhliches Treiben.
Sonntags ist Ruhetag um den um den Weinbrunnen Wohnenden etwas Ruhe zu gönnen.
Na dann Prost und eine fröhliche Zeit.
Der Zugang zum Weinbrunnen ist Barrierefrei gestaltet.
©Thomas de Vachroi
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