Besuch in Burg (Spreewald) – auf den Spuren von Theodor Fontane
Seit Jahrhunderten lebten die Vorfahren der heutigen Spreewaldbewohner als Bauern und Fischer, rodeten und verwandelten in schwerer Arbeit die dichten Sumpfwälder in Wiesen und Äcker. Unser Fährmann spricht noch die Sprache, aber in Lübbenau ist sie fast ausgestorben.
„Viele Einheimische sagen, dass der Teufel den Spreewald erschaffen hat. Im trunkenen Zustand hatte er seine Feuerochsen vor den Pflug gespannt und damit über eintausend Kilometer Gräben gezogen, die kreuz und quer sich durch die Landschaft ziehen.“
Theodor Fontane hörte in der Lübbenauer Kirche noch vor über 150 Jahren die Pfarrer sorbisch predigen. Im östlichen Teil des Spreewaldes, besonders in Burg, ist die sorbische Sprache weiterhin lebendig. Zweisprachige Ortsschilder weisen auf den Ursprung hin. Hier und andernorts wird sie nicht nur von den Alten gesprochen, sondern auch in der Schule in Wort und Schrift der jungen Generation weitergegeben. Die Sorben gehören zu den Westslawen.
Zwischen Weichsel und Elbe erstreckten sich im frühen Mittelalter die zahlreichen Siedlungen aus Schilfbedeckten Blockhäusern. Vom 6. Bis zum 8. Jahrhundert wanderten die Sorben in die Lausitz ein. Sumpfland nannten sie dieses Gebiet in ihrer Sprache.
Seit der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts drangen fränkische, später deutsche Siedler in die Lausitz vor. Auch Friedrich der Große nahm eine große Kolonalisierung vor und erlaubte ehemaligen Flüchtlingen aus dem Schwedenkrieg und Flüchtlingen aus Frankreich und Holland eine Ansiedlung. Noch heute existiert die sogenannte Burg-Kolonie, allerdings nicht mehr die Steuerfreiheit, die der König großzügig für Neu-Kolonisten gewährte.
Heute gibt es keine Kolonalisierung mehr, sondern ein nicht mehr endender Strom an wissensdurstigen Touristen aus der ganzen Welt. Mit erstaunlicher Gelassenheit reagieren die Einheimischen und verlieren auch nicht die Geduld auf Grund ständiger Fragen. Natürlich macht soviel frische Luft hungrig. Die „Kolonieschänke“(https://www.kolonieschaenke.de/) zählt als Geheimtipp. Dort erlebt man die fast 300jährige Geschichte noch anschaulich. der Wirt weiß vieles zu berichten. Feinste angerichtete Speisen aus regionalen Erzeugnissen runden einen Besuch dieser Region ab.
Diese „Schänke“ ist ein außergewöhnliches Restaurant/Hotel mit liebevoll eingerichteten Zimmern in unterschiedlichster Kategorie. Mal mit Himmelbett oder mit einem „Plumpsklo“. Auch die Räume des Restaurants sind unterschiedlich und hat selbstverständlich einen eigenen Anlegesteg, von wo aus man die Spree erkunden kann. Ortskundige und der Geschichte mächtige Fährmänner staken die Kähne durch die Kanäle und erfreuen die Gäste an Bord mit kurzweiligen gruseligen und heiteren Geschichten rund um den Spreewald.
Ca. 98 Kilometer von Berlin entfernt taucht man in eine andere Welt ein. Kein Straßenlärm, keine Feinstaubwolken trüben die Luft. Vogelgezwitscher und eine teilweise fast unberührte „Wildnis“ empfängt die reisefreudigen Touristen. Es ist ein Refugium schönster Natur. Dank an die UNESCO, die dieses Gebiet zum Weltkulturerbe erklärt hat. Wer weiß was passiert wäre, wenn dieses Naturidyll zur „Plünderung“ freigegeben worden wäre. Die Geschichte und die Vergangenheit dieser einzigartigen Landschaft und der dort lebenden Sorben hätten aufgehört zu existieren.
Foto: Tdeva
https://www.kolonieschaenke.de/
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