Cholesterine – LDL und HDL
Cholesterin ist nicht wasserlöslich. Deshalb verbindet es sich für den Transport im Blut mit Eiweißen, die als Vehikel funktionieren. Die sogenannten Lipoproteine gibt es in mehreren Formen, die unterschiedliche Aufgaben haben. Die Low-Density-Lipoproteine (LDL) transportieren Cholesterin von der Leber zu den Geweben. Dagegen nehmen High-Density-Lipoproteine (HDL) Cholesterin aus den Geweben auf und bringen es zum Abbau in die Leber zurück.
Je mehr Cholesterin auf dem Weg in die Leber ist, desto besser. Das heißt, über hohe HDL-Werte können wir uns freuen. Genau umgekehrt verhält es sich mit den LDL-Werten. Hohe LDL-Werte zeigen, dass sich viel Cholesterin im Blut befindet zum Transport in die Körperzellen.
Nur HDL und LDL erlauben Risikoeinschätzung
Der Gesamtcholesterinwert eines Menschen ist nur bedingt aussagefähig. Denn dieser Wert steht für die Gesamtzahl der Lipoproteine im Blut. Doch nur anhand von differenzierten Werten kann der Arzt das Gesundheitsrisiko beurteilen. Das „National Cholesterol Education Programm“ (NCEP) vom amerikanischen National Heart, Lung, and Blood Institute gibt in seinen Leitlinien an:
• LDL-Werte sind unter 100 optimal,
• von 100 bis 129 nahezu optimal,
• von 130 bis 159 grenzwertig,
• von 160 bis 189 hoch
• von 190 und mehr sehr hoch.
• Ein Gesamtcholesterinwert ist unter 200 wünschenswert,
• von 200 bis 239 grenzwertig
• von 240 und mehr zu hoch.
Ein HDL-Cholesterinwert unter 40 ist niedrig und 60 und mehr ist hoch.
Was diese Werte für die Gesundheit eines Menschen bedeuten, ist jedoch nur zusammen mit dem LDH/HDL-Quotienten und weiteren Risikofaktoren abzuschätzen.
Seit einigen Jahren verordnen Mediziner zur Cholesterinsenkung auch Nikotinsäure. Nikotinsäure ist sehr hoch dosiertes Vitamin B3, das in fettsenkenden Dosierungen rezeptpflichtig ist. Ein Mensch benötigt für den Tagesbedarf nur wenige Milligramm, Dosierungen von 500, 1000 oder mehr Milligramm wirken deutlich fettsenkend. Studien haben gezeigt, dass Nikotinsäure LDL bis zu 25 Prozent und Triglyceride bis zu 50 Prozent senken kann. Außerdem erhöht sie HDL bis zu 35 Prozent.
Nebenwirkungen
„Nikotinsäure in diesen Dosierungen ist natürlich ein Medikament“, sagt Chefarzt Volker Schmiedel. Die regelmäßige Einnahme von Nikotinsäure kann in manchen Fällen einen sogenannten Flush verursachen, eine plötzliche Hitzewallung. Gelegentlich leiden Betroffene unter Beschwerden im Oberbauch, es kann auch zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel oder einer erhöhten Konzentration von Harnsäure kommen.
Artischocken, Knoblauch und Haferkleie
„Es gibt auch einige Heilpflanzen und Vitamine, die im Fall erhöhter Cholesterinwerte wirksam sind“, erklärt Volker Schmiedel, Chefarzt der Habichtswaldklinik in Kassel. Studien konnten nachweisen, dass Präparate aus Artischocken oder Knoblauch den Cholesterinspiegel zehn bis 15 Prozent senken. Doch nur hochwertige Produkte enthalten wirksame Dosierungen. „Es müssen etwa 1200 mg Knoblauchpulver täglich sein“, sagt Schmiedel. „Ein Artischockenpräparat sollte zwischen 300 und 400 mg Extrakt pro Kapsel enthalten.“ Auch zusätzlich eingenommene Ballaststoffe können das Cholesterin im Blut vermindern: Drei Esslöffel Leinsamen, Haferkleie oder Flohsamen täglich zeigen bereits Wirkung.
Functional Food gegen zu viel Cholesterin
In den vergangenen Jahren tauchten außerdem einige cholesterinsenkende Lebensmittel in den Kühlregalen auf, zum Beispiel Margarine, Milch und Joghurt. Sie sind angereichert mit Pflanzensterinen, die von Natur aus in geringen Mengen in Sonnenblumenkernen, Nüssen, Hülsenfrüchten und auch Gemüse vorkommen.
Die mit Pflanzensterinen angereicherten Lebensmittel senken den Cholesterinspiegel tatsächlich. Dazu muss man sie regelmäßig in der Dosierung verzehren, die auf der Packung angegeben ist. Leider senken sie zugleich den Betacaroten-Spiegel. Der Körper wandelt Betacaroten zu Vitamin A um und kann als sogenanntes Antioxidanz unsere Zellen vor schädlichen Einflüssen bewahren.
Der Wissenschaftliche Ausschuss „Lebensmittel“ der EU empfiehlt, nicht mehr als drei Gramm Pflanzensterine pro Tag aufzunehmen. Die Hersteller müssen deshalb auf ihren Produkten vermerken, wie viel Sterine darin enthalten sind. So können die Verbraucher ihren Verzehr kontrollieren. Patienten mit erhöhtem Cholesterinspiegel sollten mit ihrem Arzt darüber sprechen, wenn sie neben Medikamenten auch regelmäßig cholesterinsenkende Lebensmittel zu sich nehmen.
Doch cholesterinsenkende Lebensmittel allein begründen noch keine gesunde Ernährung. Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel sollten immer die wichtigsten Regeln einer gesunden Ernährung berücksichtigen und sich außerdem ausreichend bewegen. Sport und gesunde Ernährung senken den Cholesterinspiegel weitaus effektiver als angereicherte Lebensmittel.
red. Vachroi-VariAble-Gesundheit 2013
Quelle: Focus Online