Eine Geschichte über die Bühne des Lebens!
Eine Geschichte über die Bühne des Lebens. Wir sind alle Schauspieler.
Tauchen Sie ein und betreten Sie das Theater des Lebens!
Die Bühne des Lebens
Wir sprechen von einem Schauspiel was in unserer Welt tausendfach erlebt wird. Am Ende einer Karriere steht es noch einmal und doch ist es ein letztes aufbäumen. Die Seele im ewigen Kampf mit dem Teufel! Tauchen sie ein in die Welt des Schauspiels!
Das ganze Theater um uns herum kommt einem vor wie ein Schauspieler in seinem gelebten Traum, der seine Hose verliert. Da steht er, und alle glotzen ihn an – weiden sich an diesem Anblick der momentanen Blöße, der Schamhaftigkeit. Alle lachen und freuen sich. Kein Mitleid – nur pure Häme!
Doch der Schauspieler fängt sich wieder – zieht die Hose wieder hoch, schüttelt sich und steht zum Erstaunen des boshaften Publikums wieder auf der Bühne. Gottgleich schaut er in die Runde, jawohl, mit einer Arroganz straft er sein Publikum.
Und das Publikum lässt den Schauspieler hochleben. Man erwartet etwas für sein Geld. Bezahlte Kunst – ein Blick in den Spiegel der seelischen Abgründe – keine Hoffnung auf Mitleid.
Der Schauspieler sticht aus der Runde hervor durch eine ungewöhnlich befeuerte Regie. Der Regisseur ist das Leben – er schreibt die großen und kleinen Dramen. Er verteilt Ovationen oder schreckliche Stille. Es ist die große Gefahr der Rolle, der Trunkenheit in die wir versetzt werden – zu übertreiben und ins wüste und unnatürliche abgleiten zu lassen.
Der Schauspieler bleibt meisterhaft, man spürt bei diesem die Aufrichtigkeit, das eigene Entsetzen über seinen Zustand, der nicht abzumildern ist.
Wider seinem Willen muss er ausgeglichen, charmant, vorbereitet sein für die tatsächlichen Tragödien des Lebens. Er ist das Bindeglied zur Welt. Aus dem überfüllten Zuschauerraum kommt kein Echo, es wirkt wie ein Ungeheuer, dass nur einatmet, aber nicht auszuatmen braucht. Es saugt den Akteuren die Kraft aus der Seele und den Knochen.
Die Wahl der Inszenierung raubt den Akteuren den Atem und immer mehr befällt das steigende Entsetzen die Umwelt. Und jeder von ihnen denkt insgeheim, diese Veranstaltung heimlich zu verlassen. Man will sich wegstehlen. Keine Fragen – keine Antworten. Der Schauspieler drängt auf die andere Seite zu wechseln, aber er beherrscht sich und setzt sich auf den dahin gestellten Stuhl. Die Zeit läuft – nur noch Stunden. Wird es Beifall geben – der Lohn für die Mühe, für die Anstrengungen der letzten Jahre!
Die Welt ist eine Maschine, die die Vorgänge in Bewegung setzt. Demütigungen, Beleidigungen, Ignoranz – darüber sinniert der Schauspieler in seiner grenzenlosen Offenheit. Wo beginnt der Aufstieg und wie weit ist der Absturz ins Bodenlose – ins Nichts! Wo ist der Spielpartner – hat er es bemerkt. Es würde genügen, wenn er den endlosen Sog spürt. Warum greift keiner ein? Seine Gedanken springen um und lasten auf ihm selbst. Er war nicht schlecht in seiner Rolle, dass fühlte er.
Aber dieser elementare Wuchs des Talentes – wie es sich zeigt – auf welch rissigen und steinigen Boden es wurzelte – das fehlte ihm. Er erkannte es jäh. Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar, er fühlte wie es sich sträubte – Entschlüsse – Entschlüsse! Schon seit Wochen bahnte sich eine Erkenntnis in ihm an, die ihn in hellste Unruhe versetzte, da er sie nicht fassen konnte.
Wenn irgendjemand ihn zu einem guten oder wenigstens brauchbaren Schauspieler machen kann – dann das Leben selbst. Aber würde es gelingen? Wo bleibt der Regisseur? Hat er gekniffen auf Grund der Komplexität! Setzte er nicht den Stein des Anstoßes, trieb er nicht die Tragödie mit dem Hintergrund der Bloßstellung vor aller Publikum! Muss das Schauspiel neu besetzt werden? Der Stein in ihm muss zerstückelt werden – doch unsere beiden Hände sind zu schwach.
Der Teufel hat Zeit, doch auch er setzt ein Ultimatum.
Es bleibt ein nicht zu überwindendes Hindernis. Einer allein kann das Dach nicht tragen. Vom körperlichen aus musste der Schauspieler denken können, nicht vom Hirn aus versuchen, diesen verwunschenen, unzertrümmerbaren Stein in Bewegung zu setzen. Viel hatte er erlernt, über manche ausdrucksvollen Gesten und Worte konnte er verfügen, die Stimme als Orchester – wandlungsfähig in seinem Tun bis der Vorhang gefallen war. Aber würde es ihm noch einmal gelingen? Würde der Vorhang sich wieder öffnen für eine zweite Vorstellung?
Hatte er sich nicht in der Vergangenheit um abseitige Gestalten gekümmert, deren Empfindungen und deren Liebe? Hatte er nicht selber viele schwache Stunden mit Angst und Pein verbracht – ohne geliebt zu werden! Hatte er nicht selbst das Zusammenleben von Menschen als Unrecht empfunden!
Hat er nicht seine Freunde der Zeit beraubt um selbst Stärke zu finden! Aber in manchen Stunden glaubte er, dass das Schicksal noch ungeheuerliches mit ihm vorhat und ihn außer jeder Gewöhnlichkeit stellt. Er muss so handeln wie er es tut und er ruft lautstark ins Publikum – ICH BIN, DER ICH BIN!
Als der Vorhang gefallen war, blieb der Schauspieler noch eine Weile auf den Brettern liegen. Eine eklige Ernüchterung zehrte an ihm und raubte ihm die Kraft – sich zu erheben. Und hinter ihm stand die teuflische Fratze mit einem Lachen, das tiefer und abgründiger nicht hätte sein können.
Er sprach – nun da du am Boden liegst, wirst du nun mit mir kommen?
Der Schauspieler erhob sich, langsam, schmerzverzerrt waren seine Bewegungen –sein ganzes Äußeres bebte vor Angst und Zorn.
Nachdem er es endlich geschafft hat sich zu erheben, ging er schwer atmend und mit einem unheimlichen Glanz in seinen Augen auf der Bühne hin und her.
Der Teufel hatte sich indes auf einen Stuhl gesetzt, die Hufähnlichen Füße übereinander geschlagen und betrachtete mit blutunterlaufenen Augen den Schauspieler – seinen Schauspieler – sein nächstes Opfer. Dieser ging an ihm vorbei und blieb plötzlich stehen. Sie schauten sich beide in die Augen.
Der Teufel fragte scheinheilig; Wirst du morgen wieder spielen? Es wäre schön, wenn du endlich dieses Schauspiel beenden würdest – schau dich doch an – du Frack!
Der Schauspieler aber drehte sich um und entgegnete im weitergehen – den Schlussakkord bestimme ich selber. Es wird dir noch Leid tun zischte der Teufel, von mir erwarte keine Gnade. Der Schauspieler sagte leise zu sich; Würde ich morgen noch einmal spielen können? Wird es mir noch einmal gelingen – diese verfluchte Vorstellung zu meistern! Vielleicht wäre es ein Segen, wenn ich versage. Der Teufel hätte sein Ziel erreicht.
Doch der Regisseur plant eine Neuinszenierung. Der Teufel tobt und schreit, mit seinem Schweif setzt er die Bühne in Brand. Der Schauspieler und der Regisseur brauchen nicht viele Worte. Es wäre vergeblich gewesen, gegen die allgemeine Lustlosigkeit des Lebens die nur an wenigen Stellen gewichen war, anzukämpfen. Äußerlich, an den Dekorationen, Requisiten des Lebens, den Auftritten und dem Wortlaut hatte kaum etwas gefehlt. Eine fast perfekte Inszenierung.
Das Buch des Lebens schlägt ein neues Kapitel auf, auch wenn die Rollen neu verteilt werden. Welche Rollen – welches Muster – welche Veränderungen!
Du, Schauspieler, wirst dich nicht mehr ändern, nur der Spielzyklus wird anders verlaufen. Freude, Schmerz, Leid und Pein in einem Stück. Den Teufel freut es – er sitzt in der ersten Reihe. Er wartet – nur auf was!
Aber das ist ja alles Wahnsinn, dass würde ja niemals sein, ein Lachen rang sich in dem Schauspieler bei solch einer Vorstellung, ein bitteres und höhnisches Lachen. Wieder ein neues Spiel – ein verlängertes Ultimatum. Lieber tausendmal zu Grunde gehen im Elend, an der Strasse, als sich doch selber zu verlieren!
Zum kämpfen braucht man Kraft, Kraft die einem niemand mehr zugesteht – selbst der Teufel nicht. Wie er da sitzt, wie er sich an der Not weidet, wie er mit dem Publikum spielt und du als Schauspieler spielst die letzte Rolle deines Lebens – getragen vom Applaus oder doch nur Blutzoll wie in einer Stierkampfarena. Das Publikum schreit und tobt – mach Schluss, du bist ein schlechter Schauspieler. Der Teufel feuert das Publikum an. Der Teufel als „nomen agentis“.
Nein der Schauspieler verzagt nicht, er wird nicht aufgeben. War es nicht von altersher Künstlerlos gewesen, Sich – Nie – Genug –Tun – Können, dieses stete Unbefriedigtsein, dieser klaffende Zwiespalt zwischen Wollen und Vollbringen!
Wollte er nicht überhaupt zu viel? Nur, wie hätte er sich denn bescheiden können in dieser Rolle – es war seine Rolle. Was in ihm war, drängte nun zum Ausbruch; carpe diem – carpe noctem. Wild, stürmisch, schrankenlos. Er hat keine Zeit zum warten. Es haftet etwas an seinen Fersen das ihn stachelt und peitscht. Der Teufel rutscht auf seinem Stuhl. Er spürt, dass er das Spiel wieder verlieren wird – aber er wird nicht aufgeben. Die Wege der Zerstörung sind vielfältig.
Trotz dieses Dilemmas bleibt er wie gebannt sitzen, wie der Schauspieler diese, seine letzte Rolle meistert. Den Schlussakkord hebt er sich auf.
Es ist ein ungleiches Spiel, das Spiel des Todes. Lauerstellung – Feigheit – Angriff – Sieg! Vielleicht denkt der Schauspieler es wäre am besten, die Utensilien zu zerbrechen und nur noch einzutauchen in den Traum der wahren Kunst – der Lebenskunst. Aber er fühlt, dass das nicht reichen würde.
Ein universeller Drang ist in ihm. Er will alles erfassen und zugleich überwältigen. Wenn er nicht arbeitete schossen Blitze durch den Kopf, sie durchbohrten sein Inneres. Er sucht diesen Abgrund, diese innere Macht – das Zerstörerische – das endlose Rasten. Der schwarze Vorhang über seinem eigenen Bild weicht weiter und weiter zurück. Schon treten die ersten zaghaften Sonnenstrahlen durch die Spalten. Sie schmerzen und verbrennen die Schwärze.
Doch der Teufel springt auf, verschließt den Vorhang und sperrt das Licht aus. Die Schwärze kehrt zurück. Der Schauspieler ist umhüllt von Dämmerung. Er kann sein Publikum nicht mehr sehen. Der Kampf beginnt und nur die feurigen Augen sind noch zu sehen. Das Publikum verschwimmt im Sog.
Kein Applaus – warum – ich war doch gut! Ist jetzt der Zeitpunkt gekommen für den Schlussakkord? Wie spät ist es – 24 Stunden können lang sein. Meine Rolle ist noch nicht zu Ende gespielt – ich muss spielen denkt der Schauspieler. Aber er fühlte, dass ihm das nicht genügt hätte. Er sucht seine Träume – sie sind entschwunden. Nur noch schemenhafte Darstellung. Ein universeller Drang war in ihm. Er hätte alles zugleich erfassen und überwältigen mögen.
Er musste noch einmal da anfangen, wo er vor Wochen und Monaten begonnen hatte. Das Spiel des Lebens. Die Arbeit wuchs und wuchs ihn unter den Händen an. Wie kurz waren all die Tage. Sie schwanden ihm dahin, ohne dass er sich versah. Er hätte den Tag fluchen mögen, wo er es begonnen, wo er den Plan dazu gefasst hatte. Und doch war wieder seine ganze Seele darin und er blickte dazu auf, wie zu der Verkörperung dessen, was in ihm lebte und schwebte.
Es war sein Werk, mit einem Gefühl das von Staunen und Anerkennung gemischt war– so betrachtete er es manchmal. So war immer seine Zeit – die Rolle zu spielen, versteckt hinter der Maske zweier Namen. Keiner der Namen füllte ihn aus – eine Flucht in die Extreme ja sogar Superlative – Freiheit bedeutet die Abkehr der Namen. Etwas wie Andacht erfüllt ihn, das kannst du, das hat eine unbekannte Gottheit in dich gelegt.
Alle diese Stimmungen jagen sich in wirren Wechsel in seinem Inneren. Am gleichen Tag war er so oft von Stolz und Jubel erfüllt, so gut, so überraschend gelungen erschien ihm ein Teil seines Bildes und wieder so verzagt, so mutlos, so todtraurig, dass er sich am liebsten selbst zerstört hätte. Eine furchtbare Angst überfällt ihn, er könne eines Tages arbeitsunfähig sein, er könne sich gezwungen sehen, dies Bild unvollendet stehen zu lassen. Und dann diese Kopfschmerzen, die jetzt immer häufiger auftreten, immer glühender in seinem Hirn bohrten.
Manchmal vergingen ihm die Sinne dabei und Tage und Nächte wurden eins. Eine panikartige Angst überfiel ihn in diesen Situationen nicht mehr Herr seiner Lage zu sein. Der Teufel spielt sein Spiel. Und noch wenige Minuten bis zum Schlussakkord.
Und wenn er jetzt die Arbeit für wenige Tage oder Wochen unterbrach, wer bürgte ihm dafür, dass er noch einmal die Kraft und Lust zurückfinden würde – sie aufzunehmen. Wenn dieses Schaffensfieber einmal ausgeglüht war, wer sollte es wieder entfachen. Wie kommt er in die vorherige Stimmung zurück?
In seiner Furcht ging der Schauspieler zu seinem Arzt, ohne noch sonst zu einem Menschen von seinen Schmerzen gesprochen zu haben. Ein unklarer Schmerz befiehlt ihn. Schmerzen die kaum greifbar sind aber doch real. Es ist die blutende Seele. Der Teufel riecht das Blut wie ein Hai der seine Beute Kilometerweit orten kann. Es beginnt das Spiel des Todes und der Zerstörung. Natürlich hat der Schauspieler sich überarbeitet und sollte sich eigentlich schonen. Allein es fehlt die Zeit. Der Körper spielt sein eigenes Spiel.
Der Doktor gibt gute Ratschläge, aber sie kommen nicht mehr an. Sie verpuffen in den Wirren des Spiels. Die Bühne heilt alle Wunden – momentan – zeitlich, bis der Vorhang fällt. Der Teufel hat Zeit – er will diesen Schauspieler – er will die ausgezehrte Seele – er möchte siegen!
Die Stunden rasen dahin. Noch nichts erreicht. In einer Apotheke gab man ihm Betäubungsmittel die sicher helfen würden. Er begriff ganz gut, dass das alles nur für einen kurzen Augenblick sei. Aber es war besser als nichts. Vor allem musste dieses Bild fertig werden. Sein Bild über sich und die Welt.
Danach konnte er rasten und an seine Gesundheit denken – sich schonen. Jetzt hätte er jegliches Gift genommen um auf der Bühne zu bleiben. Die Seele ist krank – die Heilung aussichtslos. Der Teufel schaut auf die Uhr – die Zeit ist nicht mehr aufzuhalten.
Der Schauspieler probt für den letzten Akt und der muss gut werden, er muss alles übertreffen – eine Explosion der Gefühle und dann – Ruhe! Manchmal ging er noch ins Freie – er war kurz vor dem Zusammenbruch. Seine unheilvolle Begleitung war immer hinter ihm. Man konnte seinen Atem spüren – heiß und schweflig – ein Geruch wie Erde.
Er wollte noch etwas anderes erleben – er wollte noch einmal sehen und hören. Das Essen hat er schon lange reduziert, ja fast aufgegeben – Essen zerstört Energie. Wertvolle Energie, die für den Schlussakkord notwendig war. Seinem eigenem Bild gegenüber zu sitzen macht einen toll. Es kam ihm ohnehin schon manchmal so vor, als verspottete es ihn.
Immer wenn er die Bühne verließ glaubte er, der Teufel sei hinter ihm. Selbst in den Gedanken war er anwesend. Wie banal ist es eigentlich, sich keinerlei trüber Gedanken hinzugeben. Sitzt der Teufel dir nicht ständig im Nacken – rät er dir nicht loszulassen – zu gehen – raus aus der Welt der Verlogenheit, der Tristes, der falschen Werte! Ist es denn das einzige Ziel über Friedhöfe zu wandern ohne etwas erreicht zu haben. Wenn ich doch meine Kraft wieder finden könnte!
Der Schauspieler kennt sein Ich, er kann es kurzzeitig aufleben lassen für einen Preis, den niemand zahlen möchte.
Berühmt! Was bedeutet Ruhm? Einst hatte er es angestrebt und gewollt und gehofft wie heute. Und nun – wie viel mehr war von allem geblieben als ein kleiner Hügel, der die eigene Asche aufnimmt. Der Wunsch ist doch eigentlich das Weiterleben. Der Preis ist zu hoch und die Erkenntnis meistens zu spät. Und wieder sitzt der Teufel dabei und wartet auf den totalen Zusammenbruch. Doch dieses Mal hat der Teufel verloren. Wütend und fluchend zieht er von dannen – ohne Schlussakkord. Doch er wird nicht aufgeben – er wird wiederkommen. Der Mensch ist zu klein für den Teufel.
Musst Du jetzt aufgeben, bist du jetzt ausgegrenzt – du warst einmal gut. Das Warum wurde nicht beantwortet. Seine Freunde ließen ihn allein in diesem Leben.
Der, der das hätte verhindern können, war nicht da – ließ sich verleugnen – war einfach weg. Aus dem Drama ausgestiegen – aus Angst. Der Regisseur stellte Fragen, sie waren nicht zu hören. Tabletten wurden gereicht ohne Fragen! Der Blick wurde starr und alles war doppelt.
Ist das die Hölle – hat der Teufel es nun doch geschafft? Ist das der Lohn für Inkonsequenz? Das Ultimatum war abgelaufen. War das Versprechen leichtfertig gegeben? Hätte man es verlängern müssen? War das die neue Rolle des Regisseurs, nur für mich geschrieben – vollkommene Aufgabe meines Selbst bis zur endlichen Zerstörung? Entfernt hörte er ein schepperndes lachen: Schlurfend kommt ihm eine Frau entgegen – ist das die neue Komparse?
Die Frau lud ihn in ihr Büro ein. Gott sei Dank, endlich mal eine, die mit ihm die neue Rolle bespricht. Kaltes Ambiente – wahrscheinlich sollte alles so echt wie möglich wirken. Er hörte kaum noch zu – er fing an zu gleiten und zu träumen.
Es gibt Menschen, die gleiten wie stille bloße Sterne durch das Leben, andere leuchten wie warme helle Sonnen, wieder andere schießen wie glänzenden Meteore strahlend durch die dunkle Nacht, und wieder welche, die sind so Weltenfremd und Erdenfern, dass sie wie an einem goldenen Sonnenfaden zwischen Erde und Himmel schweben. Sie berühren die Erde mit den Füßen – doch die Dornen des Lebens verwunden sie, aber sie gleiten dennoch über sie hinweg, denn der goldene Sonnenstrahl hebt sie hoch über die Bitternisse des Lebens hinüber.
Solche Menschen nennt man Narren oder Freigeister. Oft aber sind solche Menschen mehr Narren als geistige Geschöpfe und dann geht es ihnen gar schlimm. Die angeblich vernünftigen Menschen zucken die Schultern über sie, nennen sie bestenfalls „arme Teufel“, dumme Tölpel, Einfaltspinsel, Habenichtse und kränken sie durch Mitleid, Spott und angeblicher Überlegenheit.
Freilich lag die verletzte Seele jetzt noch in einer Art Dämmerzustand eingeschlossen durch Medikamente und Verwirrtheit, aber sie würde zu ihrer Zeit schon erwachen. Welchen Tag haben wir heute – er wusste es nicht – alles ist weg – es ist eintönig. Menschen kommen und gehen. Freunde sind da und begleiten ihn – aber auf welchem Weg!
Sein Ziel ist die Bühne – wird er sie wiederfinden! Er muss sich beeilen, denn seine Zeit wehrt nicht mehr lange. Der Aufgaben sind es zuviel. Doch er merkte, wie einige Menschen wegblieben – sie schmelzen wie Schnee in der Sonne – sind nicht mehr greifbar. Er streckte noch einmal die Hand aus, aber sie konnten sie nicht mehr greifen, werden durchsichtig – Nebel macht sich breit.
Menschen beginnen in seiner Nähe zurückzuweichen, zeigen Unverständnis, ja sogar Angst. Angst aus einem nicht Verstanden werden. Freunde können ihn verstehen, sie können Gesten und Worte deuten. Andere wiederum nehmen sich nicht die Zeit dazu, sie bleiben oberflächlich, ja sie negieren die Zeichen. Man will sich nicht belasten.
Erfolg macht einsam – Erfolg ist nicht greifbar – es verbindet nicht. Freunde interessieren sich nicht für Erfolg, sondern einzig der Mensch zählt.
Auch der Spielpartner, nun da er den Weg des geringsten Widerstandes gewählt hat– erscheint plötzlich fremd. Die Gesichter entschwinden. Man hat sich alles und doch nichts gegeben. Die Kunst wird zur Mystik – ist nicht mehr greifbar. Was bleibt, sind Erinnerungen – nichts weiter.
Und doch kommen plötzlich Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, zurück in eine Welt der Kunst, des Ruhmes, Erinnerungen die dazu führen noch einmal die Bühne zu betreten..
©Thomas de Vachroi
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