Schreckgespenst – ALZHEIMER
Alzheimer-Demenz – wenn das Gedächtnis schwindet
Bisher als unheilbar eingestuft und quälend im Verlauf ist die Alzheimer-Demenz das Schreckgespenst im Alter. 1906 erstmals von Alois Alzheimer beschrieben, ist „Alzheimer“ mit einem Anteil von 70 Prozent die häufigste Unterform des großen psychiatrischen Krankheitsbildes der „Demenz“. Was sind Symptome, auf die man achten muss? Wie kommt es zu der quälenden Erkrankung und wie sehen die neusten Forschungsergebnisse aus? Yahoo! Nachrichten klärt die wichtigsten Fragen.
Unter dem Begriff Demenz versteht man zunächst einmal den Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit – ein Merkmal, das alle Unterformen der Hirnerkrankung teilen. Die Alzheimer-Krankheit zeichnet sich vor allem durch eine anfängliche Gedächtnisschwäche aus, die dann im Verlauf schleichend zunimmt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit mehr als 35 Millionen Menschen an Demenz, in Deutschland sind es etwas mehr als eine Million Patienten. Rund zwei Drittel davon sind an Alzheimer erkrankt und ihre Zahl wird sich nach Schätzungen von Neurologen in den nächsten zwanzig Jahren sogar noch verdoppeln.
Was sind die ersten Symptome der Alzheimer-Erkrankung?
Bei der Alzheimer-Demenz ist es typisch, dass die Veränderungen und Symptome nicht plötzlich, sondern schleichend und bei vollem Bewusstsein einsetzen.
Treten folgende Symptome im Alter bei einem selbst, den Eltern oder Großeltern auf, so kommt man um einen Besuch beim Neurologen oder Psychiater nicht herum:
1. Zunehmende Vergesslichkeit mit Auswirkung auf das alltägliche Leben:
Mit steigendem Alter ist es sicher nicht bedenklich, wenn man sich den ein oder anderen Namen nicht merken kann oder eine Telefonnummer vergisst. Das passiert alten wie jungen Menschen. Häufen sich diese Aussetzer des Kurzzeitgedächtnisses und treten sie zusammen mit Verwirrtheitszuständen auf, so kann dies ein Zeichen für eine fortschreitende Gedächtnisstörung sein.
2. Schwierigkeiten mit gewohnten Handlungen und Orientierungsprobleme:
Auch im Alter hat man oft noch viel um die Ohren – das führt manchmal dazu, dass man zerstreut ist und beispielsweise versäumt, den Honig im Supermarkt zu kaufen. Im Gegensatz zu diesen „normalen“ Aussetzern vergessen Menschen mit Alzheimer-Demenz, dass sie einkaufen waren. Auch die Orientierungsfähigkeit nimmt zunehmend ab: So kann es passieren, dass Betroffene verloren in der eigenen Straße stehen ohne zu wissen wo sie sind, wie sie dorthin gekommen sind und wie sie wieder nach Hause gelangen.
3. Sprachprobleme:
Menschen mit Demenz fallen oft einfache Worte nicht mehr ein.
Dies führt dazu, dass sie stattdessen unpassende Füllworte verwenden. Dadurch werden die Sätze schwer verständlich.
4. Stimmungs- und Verhaltensänderungen:
Stimmungsänderungen kommen bei allen Menschen vor. Bei Personen mit Demenz können die Stimmungen aber sehr abrupt schwanken, oft ohne erkennbaren Grund.
5. Persönlichkeitsänderungen und körperliche Verwahrlosung:
Im Alter verändert sich bei vielen Menschen die Persönlichkeit ein wenig. Bei Menschen mit Demenz kann aber eine sehr ausgeprägte Persönlichkeitsänderung plötzlich oder über einen längeren Zeitraum hinweg auftreten. Jemand, der normalerweise freundlich ist, wird unerwartet ängstlich, eifersüchtig oder ärgerlich. Meistens fallen einem selbst derartige Symptome gar nicht auf – umso mehr sollte die Familie auf diese Abweichungen achten.
Neue Früherkennungs-Diagnostik für Alzheimer?
Neurologen der Washington University School of Medicine fanden vor kurzem heraus, dass sich die Alzheimer-Demenz in Gehirnscans bereits mehrere Jahrzehnte vor Ausbruch der typischen Symptome zeigt. Diese Ergebnisse beschränken sich aber zunächst nur auf die erbliche Form der Krankheit, von der sieben Prozent der Alzheimer-Patienten betroffen sind.
Anhand der Untersuchungen konnten die Forscher bestimmte Stadien der Krankheit markieren. Die ersten Anzeichen für eine Alzheimer-Erkrankung zeigen sich demnach im Rückenmark und weiten sich dann im Verlauf auf das Gehirn aus. Bereits 25 Jahre vor Ausbruch der Symptome gibt es Veränderungen der oben beschriebenen Alzheimer-Plaques in der Rückenmarksflüssigkeit. 15 Jahre vor Ausbruch der Symptome sind die ersten Plaques im Gehirn sichtbar, gefolgt von einer Schrumpfung bestimmter Hirnareale. Zehn Jahre vor Ausbildung der charakteristischen Symptome sollen sogar bereits erste kleine Gedächtnisprobleme auftreten.
Alzheimer „Countdown“ bisher nur relevant für die Wissenschaft
Aus diesen Ergebnissen haben die Wissenschaftler einen „Alzheimer-Countdown“ erstellt, der künftig nützlich für die Behandlung der Krankheit sein könnte. Auf diese Weise wird man möglicherweise versuchen, mit geeigneten Medikamenten in den verschiedenen Stadien die Plaque-Bildung gezielt zu blockieren oder sogar rückgängig zu machen. Bisher sind diese Erkenntnisse aber vor allem für die Forschung interessant, denn die diagnostischen Mittel werden in dieser Form bisher nicht bei Patienten als Frühdiagnose-Kriterium verwendet. So bleibt es dabei, auf die oben genannten Symptome zu achten.
Geistiger Vefall bei Alzheimer – wie kann es überhaupt dazu kommen?
Die Ursache für die Alzheimer-Demenz ist eine Veränderung unseres Denk- und Steuerungsorgans, dem Gehirn. Hier kommt es einerseits zu einer Abnahme des Hirnvolumens und andererseits zur Ablagerung von speziellen Eiweißmolekülen. Dieses so genannte Beta-Amyloid – die „Alzheimer-Plaques“ – lagern sich in den Nervenzellen des Gehirns ab und schädigen sie. Im Laufe der Zeit sterben deswegen bei Alzheimer die Nervenzellen ab – vor allem in den Regionen des Gehirns, die an der Entwicklung von Gedächtnis, Sprache und Denkfähigkeit beteiligt sind.
Gibt es Risikofaktoren, die man beachten muss?
Die bedeutendsten Risikofaktoren für Alzheimer sind hohes Lebensalter und das Auftreten von Alzheimer Erkrankungen bei Verwandten ersten Grades, also Eltern, Großeltern, Geschwister. Forscher diskutieren aber seit geraumer Zeit auch über andere Faktoren, die im Laufe des Lebens das Risiko für eine Alzheimer-Demenz erhöhen sollen: Ernährung, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen, hoher Cholesterinspiegel, Übergewicht und Diabetes Typ II sind einige von ihnen.
Autor: Felix Gussone
red. Vachroi-Variable-Medizin 2012