Adventszeit
Weihnachten kam, vom nahen Osten her
schritt müde eine alte Frau.
Schneeweiß das Haar,
vom Leid gezeichnet
die Hände welk, das Antlitz grau.
Sie trug ein Bündel auf dem Rücken,
stützte sich schwer auf einen Stock,
das Kleid genäht aus bunten Flicken
und altersgrau der dünne Rock.
Als sie so müde schritt des Weges,
da sprach sie an ein junger Manne.
Oh, Mütterlein, woher des Weges,
wo gehst Du hin, wie ist dein Name?
Ich bin die Heimat, sprach die Alte,
will drüben gehen von Stadt zu Stadt,
will suchen alle meine Kinder,
die ich dereinst verloren hab.
Man hat mir alles abgenommen,
die Städte, Dörfer und den Wald,
die Berge, Flüsse und die Seen,
der Kummer macht mich krank und alt.
Alle Menschen, die mich liebten,
sie sind zerstreut in aller Welt.
Und viele sind zurückgeblieben,
von brutaler Hand ganz krank gequält.
Und alles, was mir noch geblieben,
ich schnürte es in diesen Pack-
es sind die Sitten und Gebräuche,
die einst mein Volk gezieret hat.
Auch du bist einer von den Meinen,
ich habe dich sofort erkannt.
Geh heim und grüsse mir die deinen
vom alten Mütterlein Heimatland.
Da fiel der Jüngling vor ihr nieder
und küsste ihres Kleides Saum:
Oh liebste Heimat, dich vergesse ich nimmer,
du meiner Kindheit schönster Traum.
Und leuchtet uns in dunklen Nächten
nun der Advent mit seinem Kerzenschein,
dann zieht in unser aller Herzen
die alte Heimat wieder ein.
Sie steht vor uns, zerstört, zerrissen-
doch ewig neu und ewig jung,
mit ihrem Brauchtum, ihren Sitten
bleibt sie uns in Erinnerung.
Sie mahnt uns Treue ihr zu halten-
in ihren Liedern, ihrem Wort
in tausend ewigen Gestalten
lebt sie für immer in uns fort.
Und schlägt man dir auch tiefe Wunden
bleibt unsre Liebe doch besteh´n-
wir bleiben Heimat dir verbunden
und möchten dich immer wiederseh´n.
Variable-Weihnacht