Die Pflege unserer Mitmenschen!
“Seitens des Bundesministerium für Gesundheit wurden die Inhalte der untenstehenden Charta zusammen mit den Handlungsempfehlungen des „Runden Tisches Pflege“ in den seit 2008 erfolgten Pflegereformen durch das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz, das Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz, durch das Erste, Zweite und Dritte Pflegestärkungsgesetz, dem Präventionsgesetz und dem Hospiz- und Palliativgesetz gesetzgeberisch umgesetzt.”
Wortlaut der Charta:
1: Selbstbestimmung und Hilfe zur Selbsthilfe:
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Hilfe zur Selbsthilfe sowie auf Unterstützung, um ein möglichst selbstbestimmtes und selbstständiges Leben führen zu können.
2: Körperliche und seelische Unversehrtheit, Freiheit und Sicherheit:
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, vor Gefahren für Leib und Seele geschützt zu werden.
3: Privatheit
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Wahrung und Schutz seiner Privat- und Intimsphäre.
4: Pflege, Betreuung und Behandlung:
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf eine an seinem persönlichen Bedarf ausgerichtete, gesundheitsfördernde und qualifizierte Pflege, Betreuung und Behandlung.
5: Information, Beratung und Aufklärung:
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf umfassende Informationen über Möglichkeiten und Angebote der Beratung, der Hilfe, der Pflege sowie der Behandlung.
6: Kommunikation, Wertschätzung und Teilhabe an der Gesellschaft:
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Wertschätzung, Austausch mit anderen Menschen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
7: Religion, Kultur und Weltanschauung:
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, seiner Kultur und Weltanschauung entsprechend zu leben und seine Religion auszuüben.
8: Palliative Begleitung, Sterben und Tod:
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, in Würde zu sterben.
Verlieren wir die Bürde, so kommt zurück die Würde!
Alt und jung
Wenn ich mich beim Essen bekleckere, mich
nicht richtig anziehe, habe Geduld –
denke zurück an die Stunden, die ich damit
verbracht habe, es Dir damals beizubringen.
Wenn ich mich mit Dir unterhalte und ich mich
zum hundertsten Male wiederhole, unterbrich
mich nicht, hör mir einfach zu. Als Du klein
warst, habe ich mir Dein Geplapper ständig
und überall angehört, ob zu Hause, im Geschäft
oder bei Bekannten.
Falls ich mich nicht wasche, dusche oder
bade, schimpf nicht mit mir und vor allem,
beschäme mich nicht. Erinnere Dich daran, wie
oft Du Ausreden hattest und wie oft ich dich
ans baden gehen erinnern musste.
Wenn Du meine Ignoranz, gegenüber neuen
Technologien bemerkst, bitte ich Dich, mir die
nötige Zeit für ein Verstehen zu geben – und bitte
lache nicht über mich!
Ich habe Dir so viele Dinge beigebracht –
wie man richtig isst, wie man sich benimmt,
wie man spricht, wie man sich anzieht und wie
man sich in dieser Welt zurechtfindet.
Sehr viele dieser Dinge sind das Ergebnis
der Kraft und Zusammenarbeit von uns Beiden –
Dir und mir.
Falls ich irgendwann vergesslich werde oder
den Faden unserer Unterhaltung verliere, gib
mir die nötige Zeit um mich zu erinnern. Und
falls ich mich doch nicht erinnern kann,
werde nicht nervös und böse. Ich glaube
nämlich, dass die Unterhaltung nicht das
Wichtigste ist, sondern die Nähe zueinander
und dass Du mir zuhörst.
Zwing mich nicht zu essen, wenn ich es nicht
will! Ich weiß am besten, was ich brauche und
was nicht.
Wenn mich irgendwann meine müden Beine nicht
mehr schnell gehen lassen, reiche mir Deine
helfende und stützende Hand, genauso wie ich
es für Dich getan habe, als Du laufen gelernt
hast.
Und wenn ich Dir eines Tages sage, dass mein
Leben nicht mehr lebenswert ist und dass ich
sterben will, sei mir nicht böse. Eines Tages
wirst Du verstehen, dass es gar nichts mit
Dir zu tun hat, nicht mit Deiner Liebe zu mir
und auch nicht mit meiner Liebe zu Dir. Lerne
einfach zu verstehen, dass ich in meinem
Alter nicht lebe, sondern nur zu überleben
versuche.
Eines Tages wirst Du erkennen, dass ich trotz
der Fehler, die ich gemacht habe, nur das
Beste für Dich wollte und dass ich versucht
habe, Dir Deinen Weg durch diese Welt so gerade
und eben wie möglich zu machen.
Du darfst weder böse noch traurig sein und
Dich auch nicht unfähig fühlen, wenn Du mich
so siehst. Du musst nur an meiner Seite sein,
versuchen zu verstehen und zu helfen,
so wie ich es getan habe, als Du in diese
Welt geboren wurdest.
Jetzt bist Du an der Reihe, mich auf meinem
schwierigen, nicht immer geraden und ebenen
Weg zu begleiten. Hilf mir, diesen Weg mit
Würde und Geduld zu Ende zu gehen.
Ich werde es Dir mit einem Lächeln und mit der
unendlichen Liebe, die ich immer für Dich
hatte, danken.
©Thomas de Vachroi
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