Arm und Reich – das Gespräch
Was können wir halten, als was uns hält, denn wir sind zu schwach. Die gestrengen Herren sind stolz und hochfahrend, denn sie sind satt: aber wer satt ist, der nimmt nicht des armen Mannes Brot, weil ihn hungert und nicht des armen Mannes Kleidung, weil ihn friert!
Sie lassen uns kriechen im Staub und Dreck und spielen in der Sonne und gönnen uns das, was sie selber nicht mögen, weil sie es schon haben und noch viel besser.
Aber die nicht satt sind und essen möchten an der Herren Tafeln und sich kleiden in feinstem Tuch und Seide, die sehen uns scheel an und drohen uns, wenn wir selber einmal ein Korn finden und die Sonne auch für uns einmal scheint und uns wärmt.
Doch die Herren rühmen sich ihrer Gerechtigkeit und das sie gerecht zu jeder Mann sind.
Umso mehr wenden sie ihr Recht an gegen das Volk, das diese Ungerechtigkeit kaum noch ertragen kann.
Die Gerichte der Herren preisen sich weise und sind stolz und sehen hochmütig auf das gemeine Volk. Das Volk hat kein Recht mitzureden im grossen Getriebe der Welt. Das Recht wird gebogen wie Solinger Klingen und es wird passend gemacht für all die „hohen“ Herrschaften.
Und wehe dem, das Volk erhebt sich, so schrecken die Herren nicht davor zurück, sich das ihrige alleinige Recht zurückzuholen, sei es mit Feuer und Tod. Schaut euch um in der Welt – sie bricht aus den Fugen. Hunger, Elend und Not, das ist unser Lebensinhalt.
Das mein Herr ist unser Recht. Wir müssen uns beugen, dass die Herren gerade bleiben.
Geld ist das Recht der Reichen, aber niemals das Recht der Armen.
red. Vachroi-Geschichten aus dem Alltag 2013