Die göttliche Geschichte?
Mir ist bei der Lektüre der Bibel etwas sehr Seltsames aufgefallen. Gleich am Anfang, im ersten Buch Moses, Genesis, wird ja die „Schöpfungsgeschichte“ beschrieben.
Es fängt ja ganz interessant an. Ein bisschen wie ein Tagebuch. Am ersten Tag schuf Gott dies und das, am zweiten Tag machte er jenes und so weiter. Bis zum siebten Tag. Es steht drin, dass Gott am siebten Tage ruhte.
Er tat nichts. Gar nichts. Und dann? Ich ging natürlich davon aus, dass es so spannend und ereignisreich in Gottes Dasein weiterginge. Ich dachte, er würde wieder geschäftig werden am achten Tag. Für die kommenden sechs Tage. Aber? Nichts. Er hatte nichts mehr in seinem Programm.
Sein Plan reichte gerade mal für sechs Tage. Ist das noch irgendjemandem außer mir aufgefallen? Nur mir? Hätte es nicht korrekterweise lauten müssen:
„In den ersten sechs Tagen arbeitete Gott. Danach, seit dem siebten Tage hat er frei – irgendwie.“?
Denn es steht nicht darin, dass Gott die Arbeit nach diesem „Ruhetag“ wieder aufgenommen hätte. Es wird verschwiegen, dass er seitdem frei gemacht hat. Bis heute!
Warum also arbeiten die Menschen sechs Tage lang, haben dann einen Tag frei und fangen dann wieder mit der Arbeit an? Warum nicht einfach mal sechs Tage lang etwas arbeiten und dann so richtig frei machen? Wie Gott. Er fand ja schließlich auch im weiteren Verlauf der Story immer wieder einen Dummen, der seinen Job erledigte.
Noah musste ein Schiff bauen, Abraham musste opfern, Joseph musste den Pharao beraten, Moses ein Volk befreien, jeder bekam eine Aufgabe. Im Neuen Testament hat er sogar seine eigene Familie zur Arbeit eingespannt. Sein eigener Sohn musste schließlich ran und heilen, vom Tode erwecken, Geldwechsler aus dem Tempel schmeißen und und und.
Nicht einer war dabei, der mal auf den Tisch gehauen hätte und gesagt hätte: so, genug jetzt, jetzt reicht es aber! Ich mache jetzt auch frei! Habe mehr als sechs Tage geackert! Feierabend! Wie in der Bibel: seit dem siebten Tage wird jetzt mal so richtig ausgeruht!
red. Variable Geschichten 2012