Palmsonntag
Am Palmsonntag wird des Einzugs Jesu Christi in Jerusalem gedacht. Zum Zeichen seines Königtums jubelte (Joh 12,13–15 EU, Mt 21,1–11 EU, Lk 19,28–40 EU) das Volk ihm zu und streute dem nach Jerusalem Kommenden Palmzweige(Joh 12,13 EU). Palmen wurden vielerorten als heilige Bäume verehrt, waren etwa in Delos dem Apollon heilig. Im Mittelmeerraum galten sie von alters her als Sinnbild des Lebens und des Sieges, in Israel insbesondere auch das Symbol für die Unabhängigkeit und den siegreichen König (1 Makk 13,51 EU; 2 Makk 14,4 EU). Von daher stellte der so gestaltete Einzug in Jerusalem auch für die Römer eine besondere Provokation dar.
Der Esel wiederum war nach Sach 9,9 EU ein Sinnbild des gewaltlosen Friedenskönigs und der Bescheidenheit.
Der Ursprung der christlichen Palmsonntagsfeier geht wohl auf die Liturgie von Jerusalem zurück, wo man die einzelnen Ereignisse des Leidensweges Jesu in eigenen Feiern und Riten nachbildete.
Die Palmenweihe gehörte früher, bevor sie in vielen Gegenden auf den Palmsonntag verlegt wurde, zu den heidnischen Ostergebräuchen.
Die geweihten Zweige sollten nicht nur das Haus bis zur nächsten Erneuerung vor Blitz und Feuersgefahr schützen, sondern sie werden auch mit den Schalen der Ostereier und den Kohlen der Osterfeuer in den Ecken der Felder eingesteckt oder vergraben, um diese fruchtbar zu machen.
Römisch-katholische Kirche
Palmsonntag wird in der Liturgie am ersten Tag der Heiligen Woche
1. mit Palmweihe und -prozession das Gedächtnis des Einzugs Jesu Christi inJerusalem gefeiert, als Christus auf einem Esel in Jerusalem einzog und ihm mit Palmwedeln und dem Ruf „Hosanna dem Sohne Davids!“ als Messias gehuldigt wurde.
2. das Evangelium von der Passion Christi aus einem der synoptischen Evangelien gelesen.
Dies erklärt den lateinischen Doppelnamen des Palmsonntags, der übersetzt „Palm- und Passionssonntag“ bedeutet. Die Lesung der Passion entspricht altrömischer Liturgietradition, die Prozession ist aus dem altgallischen und ostkirchlichen Brauchtum übernommen.
Die liturgische Farbe des Palmsonntags ist im ordentlichen römischen Ritus rot. In der außerordentlichen Form des Römischen Ritus ist die liturgische Farbe der Palmprozession bis nach dem Tagesgebet rot, zur Verlesung der Passion wechselt der Priester die Gewänder und trägt violett. Der Gottesdienst beginnt mit der Palmweihe, die in der Regel an einem Ort außerhalb der Kirche stattfindet.
Der Zelebrant segnet die Palmgebinde durch Weihegebet und Besprengung mitWeihwasser. Nach dem Vortrag des Evangeliums und der Homilie ziehen alle unter dem Wechselgesang des uraltenProzessionshymnus Gloria, laus et honor mit dem festlich geschmückten Prozessionskreuz zur Kirche. Die Gemeinde antwortet auf die Strophen der Vorsänger;
„Ruhm und Preis und Ehre sei Dir, Erlöser und König.
Jubelnd rief einst das Volk sein Hosianna Dir zu.“
Bei der Lesung der Passion kommen weder Weihrauch noch Leuchter zum Einsatz. Die Passion wird in „verteilten Rollen“ vorgetragen, wobei einer die Worte Jesu spricht, einer die des Evangelisten und der dritte die Worte aller sonstigen Personen. Während die überlieferten Worte Jesu traditionell von einem Geistlichen vorgetragen werden, können die Worte des Evangelisten und der sonstigen Personen auch von einem Laien vorgetragen werden. An der Stelle der Lesung, die vom Augenblick des Todes am Pfahl berichtet, knien alle nieder und verharren eine Zeit lang in Schweigen.
Bekannte Palmsonntagslieder sind Singt dem König Freudenpsalmen und der Hymnus Des Königs Banner schwebt emporVexilla regis. Das heute als Adventslied bekannte Tochter Zion, freue dich wurde 1826 zuerst als Lied „am Palmsonntage“ veröffentlicht.
Evangelische Kirchen
Die evangelische Perikopenordnung sieht als Evangelium die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem (Johannes 12,12–19 LUT) vor, während die Leidensgeschichte nur dem Karfreitag zugeordnet ist. Die Erniedrigung Jesu für die Menschen kommt in der Sonntagsepistel Phil 2,5–11 LUT zur Sprache.
Die liturgische Farbe des Sonntages Palmarum ist violett.
In der Liturgie entfallen an diesem Sonntag Gloria Patri, Gloria und Halleluja.
Weitere Gemeinschaften
In der Neuapostolischen Kirche fand am Palmsonntag bis 2011 traditionell die Konfirmation statt. Ab 2012 finden Konfirmationen in der Neuapostolischen Kirche an einem Sonntag zwischen Ostern und Pfingsten statt. Diese Regelung wurde getroffen, um den Palmsonntag im Kirchenjahr aufzuwerten.
red. Vachroi-VariAble-Geschichten 2014