Ein König – Friedrich der Große und die holde Männerwelt – Wahrheit Scheibchenweise
(mb)
Sein Vater, der „Soldatenkönig“, wollte ihm die „weibischen Allüren“ austreiben.
Dichten, Musizieren und Komponieren waren für ihn Weiberkram und eines preussischen Thronfolgers unwürdig.
Nach seinem gescheiterten Fluchtversuch wurde sein Liebhaber Katte hingerichtet.
Friedrich selbst wanderte in den Kerker, wurde zwangsverlobt mit einer Frau – schickte diese aber gleich nach der Thronbesteigung in die Verbannung. Genau wie alle anderen Frauen seinem Umfeld fernzubleiben hatten – den literarischen Gesprächsrunden, der Kunst, der Schönheit und der Musik auf Schloss Sanssouci.
Laut Berichten des Philosophen Voltaire gingen dort auch männliche Liebesdiener ein und aus. Friedrich der II. liebte die französische Sprache und Kultur, spielte Flöte und wollte jeden „nach seiner Facon selig werden“ lassen.
War der „erste Diener des Staates“ ein moderner Monarch, ein Held der Aufklärung oder eben schlicht und einfach homosexuell?
In diesem Jahr feiern wir den 300. Geburtstag und sind so schlau als wie zuvor.
Friedrichs Kinderlosigkeit wird als Ergebnis einer Krankheit wegerklärt die Geschlechtsverkehr unmöglich gemacht habe. Seine Lieblingsstatue im Schlosspark, „der betende Knabe“ wird zum normalen Dekorationsobjekt herabgewürdigt, obwohl sie bekanntermaßen einen römischen Lustknaben darstellt.
Selbst der Umstand, dass er seine Armee bevorzugt mit gutaussehenden Männern bestückte, wischte unlängst ein Biograf beiseite: Hätte er denn lieber hässliche nehmen sollen?
Doch erhaltene Briefe wie der an seinen Bruder Heinrich, indem er unverblümt seine Eifersucht auf dessen hübschen Pagen zum Ausdruck bringt, sollten endgültig keine Zweifel mehr offen lassen.
Kann man all diese Indizien eigentlich immer noch ignorieren?
Ja, man kann. Der Gelehrtenstreit tobt munter weiter und Friedrichs Sexualität wird uns wohl noch die weiteren 300 Jahre begleiten.
Wir sind nun mal erfahrungsgemäß darauf bedacht Geschichte und Biografien schönzureden und den Schleier des Vergessens über alles, was uns nicht passt, darüberzuwerfen. Das passierte in unserer Geschichte sehr oft und der weithin berühmte Märchenkönig Ludwig der II. von Bayern mußte dieses gleiche Schicksal über sich ergehen lassen.
Aber stellen wir uns doch mal die Frage, wie wohl die anderen Herrscher dieser Welt ihre Frauen behandelt haben und unter welchen furchtbaren Zwang Kinder entstanden sind. Das betrachten wir gerne als normal und notwendig.
Falsche Moral und Doppelzüngigkeit – das sind die gesellschaftlichen Festungen die wir uns selbst schaffen um andere Menschen zu erniedrigen!
Friedrich hatte recht: Jeder sollte nach seiner Facon glücklich werden und seine Nachbarn in Ruhe lassen!
Red. Vachroi – Variable – Geschichten 2012