UND PLÖTZLICH SOMMER – Reisebericht Wörth an der Isar
Zwischen fast erntereifen Feldern und prachtvoll bunten Sommerwiesen liegt an der Isar in Niederbayern ganz idyllisch die Gemeinde Wörth mit ihren ca. 3000 Einwohnern.
Überaus schmucke Häuschen säumen das Randgebiet und irgendwie grotesk zugleich, wenn bei all dem Schönen das eigentliche Wahrzeichen der Stadt wie ein gespenstiger Glanzpunkt weit ins Land hinein grüßt – ein Atomkraftwerk! (Seit April 2023 abgeschaltet)
Wahrscheinlich finden in der wundervollen Wallfahrtskirche im Ort selbst Dankgottesdienste statt, weil Schlimmes noch nie passiert war.
Eine kleine Eisdiele, Bankfilialen, eine Sparkasse, Supermärkte – eine Gemeinde, wie man sie im Grunde vielerorts in unserem Lande kennt, wenn da eben nicht doch noch eine weitere Besonderheit wäre: Ein See am Rande des Städtchens mit dem wohlklingenden Namen „Wake Lake“!
Das zu ihm gehörende Parkplatzangebot läßt durchaus den Gedanken zu, alle Münchner und Landshuter würden hier parken!
Doch weit gefehlt – Sommersonne pur und die Parkplätze werden immer rarer!
Alles strömt zum See, um zu planschen, um gesehen zu werden, um Freizeit mit fröhlichem Kindergeschrei, mit streitenden Pärchen um die besten Plätze oder um das kunterbunte Treiben ganz einfach in vollen Zügen zu genießen.
Es wird geschmiert und gesprüht, um ja keinen Sonnenbrand zu bekommen und dann geht es auch schon mit vollem Einsatz ins kühle Nass! Wahre Bronzestatuen tummeln sich da in den Wasserfluten!
Mittendrin in diesem turbulenten Geschehen ein Rastgebäude mit großartigen Schattenplätzen und einer Strandbar. Gutaussehende Mannsbilder locken gekonnt die Gäste an, genau hier den wohlersehnten Drink einzunehmen!
Gleich gegenüber die Wakeboard-Anlage, die in aller Regel einem Massenansturm standhalten muß – alle wollen liebend gern mit Volldampf durch die Wellen jagen!
Manche sind tatsächlich wahre Meister, andere probieren einfach das Kunststück – bis zu 60 Stundenkilometer sausen die echten Könner über das Wasser!
So ein Bade- und Sonnentag macht natürlich auch hungrig und schon beginnt das Problem.
Essen gibt es reichlich – vom Schnitzel bis hin zur Currywurst und alles selbstverständlich mit Pommes, garniert mit Mayo, Senf oder Ketschup. Also für jeden Geschmack etwas dabei! Auch gute Salate fehlen nicht im Angebot.
Getränke zu ordern ist hingegen nicht so einfach, obwohl das System der Selbstbedienung sehr ausgereift scheint.
Erst zur Kasse, um Getränke oder Essen zu ordern, dann auf zur jeweiligen Ausgabestelle, die zwar großzügig angelegt ist, aber mit der geringen Personalstärke dem Sommeransturm kaum gewachsen ist.
So ist der junge Mann an der Kasse ziemlich überfordert und rechnet trotz Computerkasse immer nochmals nach, bis er sich entschließt, den entsprechenden Bon dem jeweiligen Besteller auszuhändigen.
Das kann dann schon mal etwas länger dauern – zumal, wenn genervte Familienväter die Wünsche ihres Nachwuchses auch wirklich berücksichtigen wollen!
Und alles in der prallen Sonne! So gesehen wird man schon braun durch das Anstehen!
Schwitzende Leiber drängeln, dazu der Duft von Parfüm und Sonnenmilch – eine unheilige Verbindung, die schon allein in der Nase weh tut!
Das Personal trotzdem immer freundlich und zuvorkommend, auch wenn nicht Jeder weiß, was ein Weizen oder eine Weinschorle ist!
Wie gesagt, wer einen Schattenplatz hat, ist der König und solcher Platz wird hart und herzlich verteidigt, und wenn man erst einmal Oma und Opa dort platziert, die ja nicht selten die braven Gönner mancher Freßorgie sind!
Viele vertreiben sich zudem die Zeit mit ihrem Smartphone und Tablett – es klingelt an jeder Ecke und in einigen Badehosen auch!
Manchmal liegt es nahe, anatomische Wunderwerke in den Hosen zu vermuten! Es sind aber nur diese Kommunikationsmittel, die entweder extrem Musik herbeizaubern oder irgendwie merkwürdig vibrieren – halt ein wundervoller Sommertag im „Wake Lake“!
Sollte man jedoch die Lust verspüren, den See zu umrunden, wird man durch Scharen von Ameisen förmlich aufgefressen – barfüßig sollte man es vermeiden oder aber man genießt das Ameisengift, das augenblicklich jegliches Rheuma vergessen läßt!
Alles in allem Sommererlebnis und Sommerglanz in voller Bandbreite – es lohnt sich!
Thomas de Vachroi
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.