Zusammenhalt und Zusammenarbeit zwischen evangelischer Kirche und Diakonie – eine engere Verzahnung unter dem Aspekt „Wir sind Kirche“
Zusammenhalt und Zusammenarbeit zwischen evangelische Kirche und Diakonie – eine engere Verzahnung unter dem Aspekt „Wir sind Kirche“
Die evangelische Kirche und die Diakonie (gegründet 1848 durch den evangelischen Theologen Johann Hinrich Wichern) sind zwei zentrale Säulen des protestantischen Handelns in Deutschland. Während die Kirche vor allem die geistliche Gemeinschaft und Verkündigung repräsentiert, steht die Diakonie für die praktische Nächstenliebe und soziale Arbeit. Beide gehören zusammen und sollten sich, im Sinne des Leitgedankens „Wir sind Kirche“ ergänzen. Doch wie kann dieser Zusammenhalt gestärkt und eine tatsächliche engere Verzahnung erreicht werden?
Diakonie sollte als Wesensmerkmal der Kirche gesehen werden.
Die Diakonie ist kein „Anhängsel“ der Kirche, sondern gehört zu ihrem Wesen. Schon im Neuen Testament wird die Einheit von Glauben und Tat betont (Jak 2,14–17). Jesus selbst verbindet Verkündigung und Heilung (Mt 10,7–8). Die reformatorische Tradition sieht in der Diakonie einen Ausdruck des „allgemeinen Priestertums aller Gläubigen“ (1 Petr 2,9).
1. Aktuelle Herausforderungen
Trotz der engen Verbindung gibt es Spannungen:
– Organisatorische Trennung: Diakonie und Kirche agieren oft in unterschiedlichen Strukturen.
– Wahrnehmung in der Öffentlichkeit: Viele Menschen kennen die Diakonie, ohne ihren kirchlichen Hintergrund zu erkennen.
Finanzielle und personelle Engpässe: Ressourcenknappheit erschwert die Zusammenarbeit.
2. Wege zu einer engeren Verzahnung
Um das Motto „Wir sind Kirche“ lebendig werden zu lassen, sind folgende Schritte denkbar:
a) Gemeinsame Identität stärken
– Deutlichere Kommunikation, dass Diakonie gelebter Glaube ist.
– Theologische Fortbildungen für Mitarbeitende beider Bereiche.
b) Praxisnahe Kooperationen
– Gemeinden und diakonische Einrichtungen sollten Projekte gemeinsam planen
(z. B. Flüchtlingshilfe, Altenarbeit).
– Ehrenamtliche aus der Gemeinde in diakonischen Einrichtungen einbinden.
c) Strukturelle Vernetzung
– Regelmäßige Austauschformate zwischen Kirchenvorständen und Diakonie-Leitungen.
– Gemeinsame Finanzierungsmodelle entwickeln.
d) Öffentlichkeitsarbeit
– Kampagnen, die zeigen: „Die Diakonie ist die soziale Gestalt der Kirche.“
– Medienarbeit, die kirchliche und diakonische Themen verbindet.
3. Fazit: „Wir sind Kirche“ – Einheit in Vielfalt
Die evangelische Kirche und die Diakonie sind zwei Seiten derselben Medaille. Eine engere Verzahnung stärkt nicht nur die Wirkung nach außen, sondern auch die spirituelle und soziale Kraft des Protestantismus. Indem wir sagen „Wir sind Kirche“, bekennen wir uns dazu, dass Glaube und Handeln untrennbar sind.
Diskussionsfrage:
Wie können wir in unserer Gemeinde die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Diakonie konkret verbessern?
Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Diakonie kann auf verschiedenen Ebenen gestärkt werden. Wie kann das gelingen kann:
1. Regelmäßiger Austausch und Vernetzung
– Gemeinsame Arbeitskreise: Einrichtung eines „Runden Tisches“ mit Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchengemeinderat, Diakonie und Ehrenamtlichen, um Projekte zu planen.
– Informationsveranstaltungen: Diakonische Einrichtungen (z. B. Sozialstation, Altenheim, Tafel) stellen ihre Arbeit in Gemeindeveranstaltungen vor.
– Gemeindebrief & Website: Regelmäßige Berichte über diakonische Projekte, um die Verbindung sichtbar zu machen.
2. Gemeinsame Projekte initiieren
– Sozial-diakonische Aktionen:
– Kleiderkammer oder Lebensmittelausgabe in Kooperation mit der Diakonie.
– Besuchsdienste für Einsame oder Kranke (z. B. „Kaffeetafel für Senioren“).
– Nachbarschaftshilfe (Einkaufshilfe, Reparaturcafé).
– Gemeindefeste mit diakonischem Schwerpunkt:
– Benefizaktionen für ein diakonisches Projekt.
– Infostände der Diakonie bei Gemeindefesten.
Gemeinsame Projekte im Zusammenhang Kirche und Diakonie.
3. Ehrenamtliche einbinden & fördern
– Vermittlung von Ehrenamtlichen:
– Gemeindemitglieder können sich in diakonischen Einrichtungen engagieren (z. B. Begleitung von Geflüchteten, Hausaufgabenhilfe).
– Schulungen anbieten:
– Diakonie-Mitarbeitende geben Schulungen in der Gemeinde (z. B. „Umgang mit Demenz“, „Armutssensibilität“).
4. Spiritualität und Diakonie verbinden
– Gottesdienste mit diakonischem Bezug:
– Themen wie „Nächstenliebe“, „Soziale Gerechtigkeit“ aufgreifen.
– Diakonische Mitarbeitende als Zeugnisgeber einladen.
– Gebetskreis für soziale Anliegen:
– Regelmäßiges Gebet für diakonische Arbeit und Menschen in Not.
5. Finanzielle und räumliche Unterstützung
– Gemeinderäume nutzbar machen:
– Diakonische Gruppen (z. B. Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen) können Gemeinderäume nutzen.
– Kollekten & Spendenaktionen:
– Regelmäßige Sammlungen für diakonische Projekte (z. B. „Winterhilfe für Obdachlose, Hitzehilfe, Weihnachtspaketaktionen u.v.m.“).
6. Jugend- und Kinderarbeit einbeziehen
– Diakonisches Lernen:
– Konfirmandinnen und Konfirmanden sowie Jugendgruppen besuchen diakonische Einrichtungen.
– Sozialpraktika in Zusammenarbeit mit der Diakonie organisieren.
Fazit: Kleine Schritte mit großer Wirkung
Es braucht keine großen Strukturveränderungen, sondern konkretes Handeln im Alltag. Wenn Gemeinde und Diakonie sich als gemeinsame Verantwortungsträger verstehen („Wir sind Kirche!“), wird die Zusammenarbeit weiterwachsen.
Thomas de Vachroi
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.