Ist GOTT persönlich oder nicht?

Tdeva15
Hier streiten zwei Lehren und verlangen unbedingte Anhängerschaft, während sie doch nur Werkzeuge sein sollten, um innerlich zu arbeiten, bald mit dem einen und bald mit dem andern.
Wenn man uns Gott zu persönlich predigt, wenn er unversehens das Gesicht von Priestern und Königen annimmt, oder die Züge irdischer Freude und irdischen Zorns, dann müssen wir uns fest daran halten, daß nichts von allem was wir Menschen unter Person verstehen, auf ihn zutrifft.
Ist man aber dabei, ihn zu einem bloßen Begriff zu verdünnen, wie dies Kant und Hegel versuchten, so müssen wir uns bewusst machen, dass sein Wirken über uns, in uns, mit uns, gegen uns, näher, genauer, leiblicher ist, als es das der Menschen jemals sein kann die wir am meisten lieben und hassen. Der „Allerunpersönlichste“ ist im höchsten Grade Person.
Ein anderes Beispiel für das was ich meine und was keine neue Glaubensrichtung ist, aber vielleicht ein neues Glaubensverfahren, könnte man aus den Lehren vom Abendmahl nehmen. Mir kommt es vor, als sei um den Tatbestand: die Verwandlung des göttlichen Wortes in die Welt – des Wortes, das mehr ist als der Buchstabe der Schrift, das von Anbeginn der Zeiten war, durch Christus erfüllt wurde und täglich neu offenbart wird – eine Wendeltreppe erbaut von der die „hohen Gottesgelehrten“ der einzelnen Bekenntnisse das Ding in der Mitte aus anderer Höhe betrachten. Abgehoben durch jegliches Sein. Die kath. Kirche und Luther waren darin gemeinsam, dass sie in Brot und Wein die Tatsache des mensch- und weltgewordenen Wortes sahen. Als Luther sprach: „dies ist mein Leib“ und nicht: „dies bedeutet mein Leib“, verteidigte er die Wirklichkeit gegen irdische und idealistische Auflösung.
Von Rom unterschied sich Luther darin, dass er das Leibhafte in Brot und Wein durch göttliche Schenkung sah, während jenes die Wandlung erst vom Spruch des Priesters erwartet. Andere, die von mehr ebener Stelle aus die Frage einsahen, erblickten nur die Beziehung des Abendmahls zum geschichtlichen Jesus und zwar so überwiegend, dass ihnen die Vorstellung, an seinem Leib und Blut teilzuhaben, unerträglich wurde.

Tdeva15
Es scheint mir nun, als müssten wir noch weiter steigen und sehen dann von der nächsten Windung aus, wie Luther und die kath. Kirche durch die Unterlassung einer bestimmten Aussage das wahre Wesen des Abendmahls verdunkeln.
Die Darstellung führt, sei es nun gewollt oder nicht, zu dem Irrtum, als erfolge die Verwandlung Gottes in Leib und Welt nur im kirchlich geweihten Abendmahl und nicht wie es tatsächlich zutrifft, überall und in jeder Zeit – so dass die besondere Feier eine hervorragende Form des allgemeinen Vorganges ist, der unaufhörlich uns und die Welt schafft, erleuchtet und wieder aufhebt. Die eiferne Ausschließlichkeit, mit welcher die einzelnen Bekenntnisse ihre Deutungen über die Sache legen, erinnert mich bedenklich an das Geschichtlein von dem ebenso frommen wie stolzen Grafen, welcher das Abendmahl nur in Hostien mit seinem aufgeprägten Wappen nahm – und machen wir einen Sprung in die heutige Zeit, so stellen wir fest, dass es nicht anders ist und nichts hat sich geändert. Der Streit beider Kirchen wird erst dann enden, wenn die Zeit der Menschheit abgelaufen ist.
Ich weiß, dass ich unfolgerichtig bin, wenn ich das alles schreibe, aber Gedanken dazu darf man und muss sie äussern.
Tdeva
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