Alte Handwerkskunst – klöppeln!
Klöppeln ist eine Handarbeitstechnik, bei der mittels Klöppel (spindelförmige, meist aus Holz gefertigte „Spulen“) und dem daran aufgewickelten Garn verschiedenartige Spitzen gefertigt werden.
Handklöppelspitze “Die Echte Spitze” Die Herstellung der Handklöppelspitze beruht auf einem systematischen Wechsel von Verdrehen-Verkreuzen-Verknüpfen-Verschlingen von Fäden im Mehrfachsystem. Grundlage für die Fertigung einer jeden “Echten Spitze” bildet die Mustervorlage, der Klöppelbrief. Die Erarbeitung einer Mustervorlage/Klöppelbriefes liegt im Wert der “künstlerischen Gestaltung” wie auch in der “mathematischen und geometrischen Berechnung”. Entwurf – “Die hohe Kunst der Gestaltung”. Die Mustervorlagen/Klöppelbriefe stehen im Urheberrecht. Von der Vielzahl der Handklöppler gibt es nur sehr wenige, die in der Lage sind, neue Muster zu entwerfen und zu entwickeln. Diese Entwürfe sind und waren stets die Grundvoraussetzung für die Herstellung einer Handklöppelspitze in folgenden Varianten: Meterware, Einsätze, Deckchen, Kanten, Schmuckelemente oder Accessoires, in der Mode und in der Bildklöppelei.
Klöppelspitzen entstanden, als man den Rändern von Kleidungsstücken eine feste und gleichzeitig dekorative Kante geben wollte. Mit Variationen von Flechten wurden so aus losen Fransen schmückende Elemente an der Kleidung der Reichen. Vermutlich um die Herstellung zu vereinfachen kam dann die Idee, diese Flechtwerke unabhängig von Kleidungsstücken zu gestalten und die ersten Klöppelspitzen wurden gefertigt: Flechtspitzen.
Die ersten Quellen für das Klöppeln sind Musterbücher des 16. Jahrhunderts aus Italien, wo man auch den Ursprung der Technik vermutet. Das „Le Pompe“ erschien ca. 1557 als erstes reines Musterbuch für die Klöppeltechnik in Venedig. Aus Italien soll die Technik zunächst nach Spanien oder in die spanischen Niederlande und danach nach Frankreich gelangt sein. Aber auch im Erzgebirge sind bereits die ersten Klöppelspitzen für das 16. Jahrhundert nachgewiesen. Barbara Uthmann, die Witwe eines Montan-Unternehmers aus Annaberg, soll als Verlegerin maßgeblich an der Verbreitung des Klöppelns im Erzgebirge beteiligt gewesen sein. Nach Überlieferungen hat sie bis zu 900 Bortenwirkerinnen mit Aufträgen versorgt.
Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts können Klöppelspitzen auch durch Klöppelmaschinen hergestellt werden. Klöppeln ist heute nur noch eine seltene Freizeitbeschäftigung, die hauptsächlich von Frauen betrieben wird. Die traditionellen Klöppelregionen sind in Deutschland das Erzgebirge, das östliche Niedersachsen und Franken. Eine dezentrale Verbreitung des Klöppelns erfolgt durch zahlreiche Kurse an Volkshochschulen in Deutschland. Die einzige Hochschule in Deutschland, die Klöppeln im Fach Textilkunst unterrichtet, ist die Westsächsische Hochschule Zwickau – Fachbereich Angewandte Kunst Schneeberg.
In Mittelfranken ist besonders die Stadt Abenberg im Landkreis Roth für die Herstellung von Klöppelspitzen bekannt. In der Vergangenheit verdienten sich bis zu 400 Frauen gleichzeitig ihren Lebensunterhalt. Heute zeugt das Klöppelmuseum auf der Burg Abenberg von der Klöppelkunst, die in einer eigenen Klöppelschule noch heute gelehrt wird.
red. Vachroi-Variable-Geschichten 2012